Hafenplatz in Wusterhausen, Schifffahrt

Salzschifffahrt bis 1546

Der Straßenname „Schiffahrt“ erinnert an den einstigen Hafenplatz von Wusterhausen. Die Stadt hatte ein Salzhandelsprivileg des Landesfürsten und bezog das Salz über Dosse, Havel und Elbe von der Saline in Lüneburg, um das wichtige und einst knappe Konservierungsmittel weiter zu vertreiben. Um 1400 intensivierte die Stadt den Salzhandel und gelangte zu erheblichem Wohlstand. Der Salzhandel endete mit dem Erlass des Markgrafen 1546, nach dem nur noch Beelitzer Salz in der Mark Brandenburg gehandelt werden sollte.

In der lokalen Forschung gilt der als „Schiffahrt“ bezeichnete Platz vielfach als Standort eines innerhalb der Stadtmauern gelegenen mittelalterlichen Hafenbeckens, das über einen Stichkanal (im Zuge der heutigen Dossestraße) mit dem Hauptarm der Dosse verbunden gewesen sein soll. Doch mittelalterliche Flusshäfen hatten in der Regel kein Hafenbecken im heutigen Sinne. Die flachen Kähne wurden an mehr oder wenige befestigte, sanft geböschte Ufer gezogen – auch Schiffslände genannt. Vermutlich bezog sich der Name „Schiffahrt“ in Wusterhausen zunächst auf den schiffbaren westlichen Stadtgraben und wurde später auf den benachbarten, platzartig erweiterten Bereich übertragen. Die dort bei Ausgrabungen aufgefundenen Pfahlstegkonstruktionen dürften auf entsprechend befestigte Holzwege zwischen dem Marktplatz und dem Landeplatz an der Dosse zurückgehen, so das Ergebnis jüngster Forschungen. Seit dem 16. Jahrhundert dürfte der Schiffsverkehr auf der Dosse in Wusterhausen stark zurückgegangen sein. Allerdings wurde auf dem Fluss noch bis in die 1950er Jahre Holz zu den Sägewerken der Stadt geflößt.

Ein bis dahin unbekannter Typ eines mittelalterlichen Einbaums wurde 1974 beim Schulneubau in Wusterhausen aus einem Graben im Umfeld des slawischen Burgwalls gefunden. Geborgen wurde ein 4,25 Meter langer, von etwa 1138 stammender Rest eines Kahns, der ursprünglich etwa sechs bis neun Meter lang gewesen sein soll. Derartige Wasserfahrzeuge dienten im gesamten Mittelalter sowohl dem Personen- wie auch dem Lastentransport. Dieser gut erhaltene Beleg der spätslawischen Flussschifffahrt wird heute im Wegemuseum gezeigt

Text: Sven Bardua

www.wegemuseum.de