Siedlung in Hohenofen

Wohnhäuer eines Industriedorfs

Im Gegensatz zum benachbarten Sieversdorf, das mit seiner Besiedlung klar auf einen von Landwirtschaft geprägten Ort verweist, ist Hohenofen ein „Industriedorf“. Der große Komplex der Papierfabrik und die Siedlung vor allem für die Beschäftigten der Fabrik weisen darauf hin. Auffällig ist die Struktur zum Beispiel in der Großen Straße. Die dort regelmäßig angeordneten Kleinhäuschen, niedrige eingeschossige Bauten mit hohem Dach auf schmalen Grundstücken, dürften im Kern von etwa 1800 stammen. Denn die einst auf einer Düne entstandene Siedlung wurde nach einer Brandkatastrophe Ende des 18. Jahrhunderts neu angelegt.

Auf der Rückseite der Großen Straße, in der Kleinen Straße und Unterm Diek, finden sich dann ein bisschen Gartenland für die Selbstversorgung sowie Schuppen für Geräte und Kleinviehställe. Auch in anderen Teilen des Ortes gibt es ähnliche Häuser mit kleinen Hofstellen. Die Hintergründe zur Siedlung sind noch weitgehend unerforscht.

An dem Kirchplatz beziehungsweise dem Beginn der Großen Straße in Hohenofen beginnt auch die Alte Chaussee nach Sieversdorf. Sie war die Vorgängerin der im 19. Jahrhundert als moderne Chaussee errichteten Neustädter Straße. Zum Ensemble gehört außerdem die Villa des Direktors der Papierfabrik in der Neustädter Straße 22. Schräg gegenüber des Werkes steht es auf dem Hügel zwischen den Filterteichen und der Kirche. Bemerkenswert ist zudem das kleine Fachwerkhaus am Zaun der Papierfabrik, Am Goldgraben 2. Das ehemalige Wohnhaus ist nach bisherigen Erkenntnissen sogar älter als die 1836 gegründete Papierfabrik.

Schließlich gibt es ein für die Geschichte wichtiges Manufakturgebäude in Hohenofen: das Haus der Poliermühle am Dossewall 2a. 1712 hatte Henri de Moor in Hohenofen für die Neustädter Spiegelmanufaktur eine Poliermühle errichten lassen. Die Besitzer der Poliermühle wechselten mehrfach, ehe sie 1880 – zusammen mit der Spiegelmanufaktur den Betrieb einstellte.

Text: Sven Bardua